Primit pentru publicare: 15 aug. 2016
Autor: Tudor PETCU
Publicat: 16 aug. 2016
Editor: Ion ISTRATE
Ein Interview mit Vater Arne Giewald, Priester der Katholischen Orthodoxen Kirche in Deutschland, von Tudor Petcu
1.) Zuerst, möchte ich mehr Informationen über die Westliche Orthodoxie finden und ihre Geschichte. Wie müssen die Orthodoxen aus Osteuropa die Westliche Orthodoxie verstehen?
Antwort: Nun, da gibt es verschiedene Deutungen, was man sich unter „westlicher Orthodoxie“ vorstellen kann oder soll. Da ist seit dem Ende des 1. Weltkriegs und vor allem sehr stark auch seit dem Ende des Kommunismus in Osteuropa eine starke Präsenz von orthodoxen Christen in den Ländern des Westens. So lebt in Deutschland auch eine große rumänische Gemeinschaft, die hier schon viele Kirchengemeinden aufgebaut hat und in Nürnberg mit dem Metropoliten Serafim ihr spirituelles Zentrum besitzt. Hier ist die Frage, wie sich die rumänischen orthodoxen Kirchengemeinden in den nächsten Jahrzehnten in Deutschland weiter entwickeln werden. Ich gehe davon aus, dass sie „westlicher“ werden als vielleicht viele orthodoxe Kirchengemeinden in Rumänien. Denn die Rumänen in Deutschland werden sich wohl nach und nach immer stärker in das Deutschtum integrieren und vielleicht in einigen Generationen gar kein Rumänisch mehr sprechen. Da kann es schon sein, dass viele dieser Kirchengemeinden in Deutschland dann auch die Liturgie in deutscher Sprache anbieten werden.
Eine andere Deutung von „westlicher Orthodoxie“ ist genauer gesagt die „Orthodoxie im westlichen Ritus“. Hier handelt es sich um Gemeinschaften, Gemeinden und Klöster, die verschiedenen orthodoxen Jurisdiktionen angehören, aber den liturgischen Riten und Traditionen des Abendlands folgen. Das heisst, dass sie die Göttliche Liturgie nicht im Ritus des Heiligen Johannes Chrysostomus feiern, sondern zum Beispiel im Ritus des Heiligen Germanus von Paris oder des Heiligen Gregors, Papst von Rom.
Selbst die Orthodoxe Kirche von Rumänien unter dem Patriarchat von Bukarest hatte von 1972 bis 1993 die geistliche Oberhoheit, das Omophorion, über die Orthodoxe Kirche von Frankreich inne, der ich angehöre. Und die Orthodoxe Kirche von Frankreich feiert ihre Gottesdienste im Ritus des Heiligen Germanus von Paris, also einem abendländischen Ritus.
2.) Was ist das Besondere der deutschen Orthodoxie oder besser gesagt, der Westlichen Orthodoxie in Deutschland?
Antwort: Eine westliche Orthodoxie in Deutschland ist zur Zeit nur in kleinen Anfängen zu Hause. In Frankreich ist sie sehr viel stärker präsent. Bekannt sind mir in Deutschland zur Zeit nur 2 Gemeinschaften: da sind einmal die 2 Gemeinden in Flensburg und Kiel, die der Orthodoxen Kirche von Frankreich unterstehen und die Liturgie nach dem Ritus des Heiligen Germanus von Paris feiern. Da ist zum anderen das Kloster Maria Himmelfahrt in Porta Westfalica, das der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland untersteht und die Liturgie nach dem Heiligen Gregor dem Großen, Papst von Rom, zelebriert. Auch folgt dieses Kloster der abendländischen Klosterregel des Heiligen Benedikt.
Ein anderer Ansatz wird vom Orthodoxen Dreifaltigkeitskloster in Buchhagen verwirklicht. Dieses Kloster untersteht der Bulgarischen Orthodoxen Kirche und folgt den Traditionen und dem Typikon des Athos Mönchtums. Auch wird der byzantinische Ritus zelebriert. Allerdings alles in deutscher Sprache. Und die Liturgie wird in besonderen, neu geschaffenen Partituren gesungen, die dem deutschen Sprachrhythmus entsprechen. Dieses Kloster sieht sich selbst auch als Keimzelle für eine deutsche Orthodoxie an.
3.) Können wir über eine bestimmte Einzigartigkeit der deutschen Orthodoxie sprechen? Was ist dann diese Einzigartigkeit?
Antwort: Die deutsche Orthodoxie ist eine Bewegung, die noch sehr im Anfang ist. Wie schon gesagt, wird die Orthodoxie in Deutschland vor allem von außerdeutschen kirchlichen Traditionen, wie zum Beispiel der russischen und der rumänischen Orthodoxie geprägt. Aber es gibt auch eine ganze Reihe von deutschstämmigen Konvertiten in der Orthodoxen Kirche. Und es stellt sich eben die schon erwähnte Frage, was mit den orthodoxen Familien außerdeutscher Herkunft in ein paar Generationen wird. Werden diese sich nicht irgendwann ganz deutsch fühlen und eben eine deutsche Orthodoxie einfordern?
Ein anderes Spezifikum der Orthodoxen Christen in Deutschland ist es, dass sie zwar mittlerweile eine starke Präsenz haben, aber trotzdem eine Minderheit sind und wohl auch bleiben werden. Deutschland ist traditionell zur einen Hälfte katholisch und zur anderen Hälfte protestantisch geprägt. Hier kann das Orthodoxe Christentum eine sehr interessante und bereichernde Rolle sowohl für die katholische als auch evangelische Kirche spielen. Und das merkt man hier und dort sehr wohl. Zum Beispiel haben heutzutage viele katholische Klöster oder auch evangelische geistliche Kommunitäten Ikonen in ihren Häusern und Zentren hängen. Das Herzensgebet ist sehr populär sowohl bei Katholiken wie auch bei Protestanten.
4.) Was müssen wir über die Orthodoxe Ursprünge in Deutschland wissen?
Antwort: Es gibt mehrere Orthodoxe Herkünfte in Deutschland. Da sind zum einen die Verbindungen zum russischen Adel, der seit dem 18. Jahrhundert in Deutschland orthodoxe Kirchen baute, dann natürlich die russische Emigration nach dem 1. Weltkrieg und der seit einigen Jahrzehnten noch andauernde Zuzug von orthodoxen Christen aus verschiedenen Ländern nach Deutschland.
Es gibt aber in der Geschichte auch eine sehr viel ältere, wenn auch unbekanntere orthodoxe Wurzel in Deutschland. Diese reicht zurück in die Zeit der alten, ungeteilten Christenheit. Ich denke da an die starken Verbindungen mit Byzanz, die Deutschland unter den ottonischen Kaisern vor 1000 Jahren unterhielt. So war die Frau von Kaiser Otto II. die byzantinische Prinzessin Theophanu. In dieser Zeit war die deutsche Kirchenkunst auch stark von Byzanz beeinflusst. Oder aber eine lokale Überlieferung aus Norddeutschland, der Region aus der ich stamme. Der erste Bischof der Stadt Ratzeburg war der Bischof Aristo, ein aus Jerusalem stammender griechischer Mönch. Warum dieser um das Jahr 1050 aus Jerusalem kommend Bischof im hohen Norden wurde, ist eine wirklich interessante Geschichte!
5.) Was können Sie über die wichtigsten Heiligen der Deutschen Orthodoxie sagen?
Antwort: Es sind dies die frühen Heiligen Deutschlands, die das Licht des Evangeliums nach Deutschland trugen. Das sind der heilige Willehad von Bremen, der heilige Ansgar von Hamburg, der heilige Bonifatius oder auch der heilige Emmeram in Bayern.
Aber auch eine moderne Heilige ist sehr wichtig für Deutschland: die heilige russische Großfürstin und Märtyrerin Elisabeth. Diese war eine Prinzessin aus einem deutschen Fürstentum und Schwester der letzten russischen Zarin. Auch sie heiratete nach Russland. Nach der Ermordung ihres Mannes gründete sie ein Kloster und wurde Nonne. Im Laufe der russischen Revolution wurde sie dann auch ermordet. Begraben liegt sie in Jerusalem und ist heute eine große Heilige der russischen Orthodoxie. Sie hatte immer eine Verbindung nach Deutschland behalten und sich für ihre Klostergründung auch mit Diakoniehäusern in Deutschland beraten und ausgetauscht. Daher gilt sie manchen als Patronin einer deutschen Orthodoxie.
6.) Sprechen Sie bitte ein wenig über Ihre kleine Gemeinschaft auch.
Antwort: Nun, ich bin Priester der Orthodoxen Kirche von Frankreich und betreue in Norddeutschland zwei kleine Gemeinden. Wir sind nicht sehr groß, feiern aber regelmäßig die Göttliche Liturgie und das Stundengebet. Ich kann, Gott sei es gedankt, die Universitätskirchen in Kiel und Flensburg für unsere Gottesdienste benutzen.
Zu meiner Gemeinde gehören deutschstämmige Christen ebenso wie einige Orthodoxe Familien aus Eritrea. Die Liturgie feiern wir immer in deutscher Sprache und wir folgen dem gregorianischen Kalender. Das ist ein Privileg, dass das Patriarchat Moskau der Orthodoxen Kirche von Frankreich bei ihrer Gründung im Jahre 1936 zugestanden hat.
7.) Warum ist die Göttliche Liturgie des Heiligen Vaters German von Paris so wichtig für die westliche Orthodoxie?
Antwort: Die Göttliche Liturgie unseres Heiligen Vaters Germanus von Paris ist so wichtig für die Orthodoxie im westlichen Ritus, da sie dem sogenannten Gallikanischen Ritus entstammt. Der Gallikanische Ritus hatte sein Zentrum, wie schon der Name sagt, in Gallien also dem antiken Frankreich. Diese Liturgieform war vorherrschend in Westeuropa bis zur Zeit Karls des Großen. Erst dann wurde der Römische Ritus aus politischen Gründen in Westeuropa eingeführt und verdrängte den Gallikanischen Ritus.
Der Ritus des Heiligen Germanus von Paris ist stark von syrischen Liturgietraditionen beeinflusst und hat genau wie die Orthodoxen Liturgien eine Proskomidie. Auch werden in dieser Liturgie Prosphoren zur Feier der heiligen Eucharistie verwendet. Man sieht, dass sich diese Liturgieform besonders gut für einen westlichen Ritus in der Heiligen Orthodoxen Kirche eignet.
8.) Eine letzte Frage: was bedeutet für Sie Priester der Westlichen Orthodoxen Kirche zu sein?
Antwort: Für mich bedeutet mein Priestertum in der Orthodoxen Kirche von Frankreich vor allem, dass ich ein Zeichen setzen möchte. Ein Zeichen dafür, dass die Orthodoxie auch im Westen, in Deutschland ein Heimatrecht hat. Aber auch ein Zeichen für die Einheit der Christen, die Einheit der Kirche. Ich kann wohl behaupten, dass in meiner Person einige Hauptströmungen des Christentums zusammenkommen.
Ich bin als hochkirchlicher Lutheraner aufgewachsen, habe hier die Liebe zum gregorianischen Choral und zur feierlichen Feier der heiligen Messe entdeckt. Dann bin ich in die Orthodoxe Kirche reingewachsen und habe die große Gnade gefunden, orthodoxer Christ zu sein und gleichzeitig in der abendländischen Tradition, aus der ich stamme, zu Hause zu sein. Für meinen Weg bin ich Gott zutiefst dankbar!
Biographische Skizzen über Vater Arne Giewald:
Vater Arne Giewald wurde 1974 in Schleswig in Norddeutschland in eine lutherische Familie geboren. Schon früh orientierte er sich an hochkirchliche Kreise und Gemeinschaften in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Von 2003 bis 2006 machte er in der Evangelischen Kirche eine Ausbildung zum Dienst eines Prädikanten (Laienprediger) und von 2006 bis 2008 Studien am Institut Saint Denys in Paris. Im Laufe dieser Studien erfolgte seine Konversion in die Orthodoxie und dann 2009 wurde er von Mgr. Germain, dem Erzbischof der Orthodoxen Kirche von Frankreich, zum Priester geweiht. Vater Arne Giewald untersteht der Orthodoxen Kirche von Frankreich und baut in Kiel und Flensburg in Norddeutschland zwei Missionsgemeinden auf.
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